Berlin wurde im Mittelalter besiedelt. Es entstand an der engsten Stelle des Warschau-Berliner Urstromtals.
Ein Urstromtal entsteht, wenn gewaltige Eismassen durch die Landschaft pflügen und quasi alles "plattmachen", was ihnen unter den Eisberg gerät. Unsere Landschaft in Mitteleuropa - wo wir wohnen - ist also sehr geprägt von der letzten Eiszeit vor rund 10.000 Jahren.
Die Spree, unser Berliner Fluss, ist so etwas wie die Abflussrinne, die von dieser Eiszeit übrig geblieben ist. In Köpenick vereint sie sich mit der Dahme. Eine andere solche Abflussrinne ist die Havel. Auf der Höhe von Spandau münden beide Flüsse ineinander.
Berlin wird geografisch von den Grundmoränenplatten des Barnim und des Teltow begrenzt. Sie sind ca. 50m hoch. Wenn man zum Beispiel von Mitte zum Prenzlauer Berg die Schönhauser Allee hochgeht, merkt man den Anstieg zum Barnim: Es geht aufwärts. Auch die Rollbergstraße in Neukölln oder der Tempelhofer Damm haben ein für Berlin eher untypisches Gefälle. Hier geht es zum Teltow.
Beispiel für den Zusammenhang zwischen geografischer Lage und kultureller Entwicklung:
Die geografische Lage von Prenzlauer Berg auf der Barnimer Anhöhe erlaubte zum Beispiel den Bau von Kellern. Im flachen Land des Bezirks Mitte laufen die Keller schnell voll, weil unser Grundwasserspiegel so hoch ist. Im Prenzlberg schützt die Barnimer Erhöhung vor dem Grundwasserspiegel. Keller sind kühl und halten die Temperaturen relativ gleich - egal, ob draußen Sommer oder Winter ist - und deshalb wurden im Prenzlauer Berg im 19. Jahrhundert (da erst entstand unser Prenzlberg) so viele Brauereien gebaut. Für die Lagerung des Biers war es wichtig, dass man einen Ort hatte, der recht gleichmäßige, kühle Temperaturen garantiert. Kühlschränke gab es ja noch nicht! Zu dieser Zeit war die Dichte der Brauereien hier in Berlin viel höher als im traditionellen Brauland Bayern.
Die Menschheitsgeschichte ist voller solcher Zusammenhänge.
Hier sieht man es noch etwas deutlicher. Berlin liegt an diesem Urstromtal, das sich weit über die Grenzen Berlins hinaus in den Nordwesten bis zur Ostsee und im Südosten bis nach Warschau erstreckt, an der engsten Stelle.
Hier entstanden die ersten Kaufmannssiedlungen Berlin und Cölln.
Die erste Erwähnung in einer Urkunde findet nicht Berlin, sondern die Schwesternsiedlung Cölln. Diese Urkunde stammt aus dem Jahr 1237. Dieses Jahr gilt als offizielle Geburtsstunde Berlins, obwohl Berlin selbst in einer anderen Urkunde erst 7 Jahre später erwähnt wurde.
Die beiden Siedlungen Berlin und Cölln lagen direkt nebeneinander am südlichen (Cölln) und nördlichen (Berlin) Ufer der Spree. Wir reden heute vom Nikolaiviertel, wo Berlin entstand. Im Nikolaiviertel steht die Nikolaikirche - die älteste Kirche Berlins. Sie entstand auch in dieser Zeit um 1230, sah damals aber noch anders aus als heute.
Wenn Dich das sehr interessiert, wie es weiterging mit der Entwicklung Berlins, empfehle ich Dir diesen Link zur AG Historische Mitte Berlins.
Cölln gibt es schon lange nicht mehr, 1307 vereinigten sich beide Städtchen zu BERLIN. Seitdem ist es nur eine Stadt.
Berlin ist sandig und hat riesige Grundwasservorkommen unter sich. Das miteinander vermengt ergibt Schlamm. Und so sahen auch Berlin und seine Umgebung jahrhundertelang aus, es war Schlammland. Auch heute noch kämpfen wir damit, denn auf Schlamm kann man keine Häuser bauen. Hast Du schon mal die vielen blauen und rosafarbenen Rohre in der City gesehen? An nahezu jeder Baustelle findet man sie. Sie pumpen das Wasser weg, damit der Baugrund trocken wird.
Die Sandvorkommen sind auch ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit. Wenn sich gewaltige Eismassen über Stein bewegen, mahlen sie ihn klein. Sie haben hier ganze Arbeit geleistet und den Stein zu Sand gemahlen.
Manch ein Stein wurde allerdings nicht lange genug bearbeitet und blieb groß. Den schob der Gletscher aus Nordeuropa bis zu uns und als der Gletscher schmolz, blieb er liegen. Solche Gesteinsbrocken bezeichnen wir als Findlinge. Wenn sie größer sind als 1 Kubikmeter, werden sie dokumentiert und unter Naturschutz gestellt. Sie sind dann Denkmäler.
Hier siehst Du einen solchen Findling aus Charlottenburg, Eichkampstr. 166.
Um den Tegeler See und östlich des Müggelsees hat sich unser Sand zu Dünenfeldern aufgetürmt. Das findet sich oft auch im Namen wieder, wie z.B. bei den "Tegeler Sandbergen".
Wenn so ein Gletscher schmilzt, bleibt sehr, sehr viel Wasser übrig. Vertiefungen werden dann mit diesem Wasser gefüllt. Müggelsee und Wannsee sind so entstanden, ebenso die Seen im Grunewald.
Auch zwei Erhebungen sind aus der letzten Eiszeit übrig geblieben, die wir hier im Flachland als Berge bezeichnen. Das bringt wahrscheinlich jeden Alpenländer zum Schmunzeln. Das sind der Kreuzberg, der dem Bezirk seinen Namen gegeben hat. Da ist heute der Viktoriapark mit dem Denkmal für die Befreiungskriege oben drauf. Der Kreuzberg ist ca. 60m hoch, erreicht also nur minimal mehr als unsere Grundmoränenplatten Barnim und Teltow. Die Müggelberge sind 2 nebeneinander liegende Erhebungen. Der Kleine Müggelberg misst 88m Höhe und der Große Müggelberg knapp 115m. Wie der Viktoriapark laden auch die Müggelberge zum Erholen ein.
PS: Warum sind die Adjektive "Kleine" und "Große" im Zusammenhang mit den Müggelbergen groß geschrieben?
Gelesen? Super! Na dann: Ran ans Quiz.