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Seife selber machen

Bevor es losgeht: Safety first!

Seife kochen ist einfach. Man muss aber schon ein paar Dinge beachten und sich vor allem an den Umgang mit ätzender Natronlauge herantasten.

 

Dazu ein paar wichtige Sicherheitshinweise:

  1. Arbeite stets mit Schutzhandschuhen und Schutzbrille, um Haut und Augen zu schützen.
    NaOH (Natronlauge) ist stark ätzend!
  2. Trage beim Seiferühren nicht Deine Sonntagsklamotten, sondern irgendwas, das auch kaputt gehen darf. Jeder Spritzer Natronlauge, den man auf die Kleidung bekommt, zeigt nach dem nächsten Waschgang Löcher. Am besten wäre ein Laborkittel, die halten Chemikalien weit besser stand als deine Klamotten.
  3. Kaufe stets hochreines NaOH, damit die Mengenangaben stimmen und keine unerwünschten Reaktionen durch Verunreinigungen in Deinen Ausgangsmaterialien passieren. Gibt's bei Amazon und sicher auch in weiteren Shops.
  4. Benutze keine Gefäße aus Holz oder Metall. Geeignet sind Glas (bedingt) und fester, hitzebeständiger Kunststoff, also Gefäße, die spülmaschinengeeignet sind. Ich bin eigentlich kein Fan davon, aber die ätzende Wirkung tut NaOH nunmal nicht am Kunststoff, das ist chemisch stabil und der NaOH gewachsen. Glas wird irgendwann milchig, das dauert aber etwas.

Weitere Hinweise für eine gute Seife:

  1. Achte bei den Fetten und Ölen auf eine gewisse Qualität. Meine Maxime ist: Wenn Du es essen würdest, kannst Du es auch in Seife rühren. 
  2. Berechne die Mengen genau und halte Dich daran. Hilfreiche Seiten für die Berechnung sind: der Seifenrechner von Naturseife oder der von Tuula. Einige andere sind zusätzlich im Netz zu finden. Jeder, der Seifen rührt, hat hier seine Lieblinge, mit denen er gut kann.
  3. Eine Waage, die 2 Stellen nach dem Komma anzeigt, ist hilfreich. Eine Stelle nach dem Komma ist Pflicht.
  4. Ich persönlich mag kein Schnuddelbubs in meinen Seifen, der da nicht reingehört. Ich bevorzuge es pur, ohne Parfümöle und nur manchmal mit Farbe. Meine Farben sind allerdings immer nur Tonerden. Das sind die einzigen natürlichen Stoffe, die ich bisher ausprobiert habe, die eine Verwendung mit NaOH komplett ohne Farbumschlag überstehen. Ich habe alles ausprobiert, was in der Natur irgendeine Farbe hat, habe es gepresst und dann in kleine Probeseifchen gerührt. Nix davon hat seine Farbe behalten. Es gibt synthetische Seifenfarben, die ebenfalls Bestand haben. Aber die will ich ja nun grad nicht nehmen.
  5. Als Formen kannst Du jede Art von Silikonformen und -förmchen benutzen, die es zum Backen haufenweise gibt. Ich habe mir anfangs Muffinförmchen genommen. Die verwendet man natürlich nicht mehr zum Muffinsbacken! Wenn man versierter ist und sicher, dass man ab jetzt öfter Seife selber macht, kann man sich um tolle Seifenformen mit Mustern und so einem Zeug kümmern. Auch dafür gibt es Shops im Netz.

Wenn Du alles gelesen hast, kann es ja losgehen mit der ersten Seife.


Das braucht man:

  • Olivenöl
  • Kokosöl
    (z.B. Palmin aus der Backtheke, das ist Kokosöl)
  • NaOH
  • (kaufe bei amazon)
  • destilliertes Wasser
    (aus dem Supermarkt/ Drogeriemarkt)

Außerdem musst Du vorbereiten:

  • Mülltüte zum Schutz der Arbeitsfläche
  • 2 Schüsseln
  • Wasserbad auf 60°C
  • Schneebesen
  • Stabmixer
  • Gefäß zum Anrühren der NaOH
  • Frischhaltefolie
  • alte Handtücher

So machst Du Seife selbst:

  1. Rechne über einen Seifenrechner die exakten Mengen an Ölen/Fetten, NaOH und dest. Wasser aus. Wiege sie ab und bereite sie vor, dann geht es sehr flott.
  2. Setz die Schutzbrille auf und zieh die Handschuhe an.
  3. Öffne das Fenster weit oder geh gleich auf den Balkon damit. Beim Einrühren der NaOH ins Wasser werden ätzende Dämpfe frei, die dürfen nicht eingeatmet werden! Ich habe eine Küche mit Fenster und nutze für das Einrühren die Spüle - da stelle ich mein Gefäß mit Wasser rein und rühre darin die NaOH ein. Wenn es daneben kippt, passiert nichts und außerdem sind die Rohre frei.
  4. Rühre vorsichtig und nach und nach die abgewogene NaOH in das dest Wassser. VORSICHTIG! Nimm am besten einen Teelöffel und gib den ersten ins Wasser. Rühr um. Sobald sich die NaOH aufgelöst hast, gibst du den nächsten Teelöffel rein, wenn alles aufgelöst ist. Mach die Prozedur, bis die gesamte Menge NaOH fertig aufgelöst ist. Lass die Natronlauge nun abkühlen, denn sie ist sehr heiß geworden.
  5. Wieg das Kokosfett ab und lass es im Wasserbad schmelzen. Dann gib das Olivenöl dazu. 
  6. Wenn alles flüssig ist, rühr die handwarme Natronlauge dazu (man muss etwas warten, bis sie abgekühlt ist. Wenn es Dir zu lange dauert, stell sie in ein eiskaltes Wasserbad).
  7. Rühre erst einmal die Natronlauge mit dem Schneebesen unter. Wenn das fertig ist, schalt den Mixer an und rühre ordentlich durch. Fette und Natronlauge müssen richtig durchmischt werden.
  8. Beim Durchmischen merkst Du schon, wie alles dick wird. Wenn es cremesuppen- bis puddingähnliche Konsistenz hat, kannst Du aufhören.
  9. Fülle nun die Seife in die Muffinformen und decke sie mit Frischhaltefolie ab.
  10. Pack alles ordentlich in die Handtücher (eine alte Styroporkiste tut es auch, die nehme ich immer) und lass es 24h stehen.
  11. Zieh die Frischhaltefolie ab und nimm die fertigen Seifenstücken aus den Muffinformen
  12. Lass sie 4-6 Wochen (je länger, desto besser) an einem luftigen Ort ohne direkte Sonneninstrahlung reifen. 
  13. Schon mit den Seifenresten kannst Du einen ersten Waschversuch unternehmen. Sie ist allerdings noch recht ruppig zur Haut.

Wer keine 4-6 Wochen warten will (ich gehöre dazu), kann ab Punkt 8 anders verfahren:

  • Heize den Ofen auf 90-100°C Ober-/Unterhitze, besser noch Umluft.
  • Stell die Seifenmasse dort 2-3h rein. Umnrühren ist währenddessen nicht nötig.
  • Wenn Du meinst, es sei fertig, mach den "Brizzle"-Test: Nimm etwas Seifenleim auf einen Löffel und halt vorsichtig die Zunge dran. Wenn es an der Zunge "brizzelt", muss die Seife weiter im Ofen bleiben. Wenn es nur nach Seife schmeckt, ist sie fertig. Nach 3h ist sie meist auf jeden Fall fertig.

Das Dumme an dieser Prozedur ist, dass der Seifenleim recht zäh ist. Man muss ihn in die Form schmieren und kann ihn nicht mehr komfortabel gießen. Außerdem ist ihre Konsistenz etwas grober. Man kann damit rustikale Seifen machen - ich persönlich bevorzuge das, aber das ist Geschmackssache.

 

Anschließend lässt man die Seife in den Formen aushärten und abkühlen. Das dauert ca. eine Nacht. Am nächsten Morgen (oder abends nach der Arbeit) nimmt man die Seife aus den Förmchen und kann sich gleich damit waschen.

Aber auch Seife aus diesem Heißverfahren für Ungeduldige profitiert durchaus von einem längeren Reifeprozess - je länger, desto besser. Sie wird mit der Zeit härter, hält länger und schäumt cremiger und üppiger.